Ein „Kamikaze-Fahrer“ war er nie. Und einen Sponsor hat er nie gehabt. Wenn die Häfler Rennsport-Legende Gebhard Zeller – den seine Freunde „Gebe“ nennen – heute während einer Kreuzfahrt seinen 80. Geburtstag feiert, kann er das nicht nur bei guter Gesundheit tun, sondern auch auf 150 Siege in 500 Rennen zurück blicken. Ohne Trophäe kam er fast nie nach Hause, wenn er in halb Europa auf Rundstrecken und bei Bergrennen unterwegs war. Über 300 Pokale und Siegerkränze erinnern daran. Und auch mit 80 hat er noch Benzin im Blut, ist er zur Stelle, wenn in seiner geliebten „Rennsportgemeinschaft Graf Zeppelin“ im ADAC-Ortsclub wieder einmal eine Oldtimer-Rundfahrt organisiert werden muss oder die „Gramici-Freunde“ schöner Autos rufen.
Dabei hat alles auf zwei Rädern begonnen. 1954 war er bei einem kleinen Motocross-Rennen in Salem erstmals offiziell mit Gelände- und Bahnrennen in Berührung gekommen. Kurz darauf wechselte der selbstständige Elektromeister in die USA, wo er sechs Jahre lang mit seiner Familie lebte. Wieder zurück, stieg er erst 1971 auf vier Räder um. Bei Rundstrecken-Bergrennen und Slaloms zuerst in einen Glas 1300 GT, dann in einen NSU TT 1000 und 1150, ehe er 1972 in ein neues Auto wechselte und er mit einem Fiat 128 auf den dritten Platz des Deutschen Bergpokals fuhr. Ab 1977 ging’s offen weiter. Zunächst in einem Dulon Ford, den er als „Riesenbaustelle“ gekauft hatte, und der sein ganzes Mechaniker-Können forderte, anschließend in einem Brixner NSU auf der Basis des TT. Die vorläufig letzte Station seiner Rennkarriere war ein Osella BMW, ein Auto, dem er heute noch nachweint.
Gebhard Zeller war zwei Mal Deutscher Juniorenmeister im Sandbahn-Fahren, Württembergischer Rennsportvizemeister, Dritter bei den Deutschen Bergmeisterschaften, fünf Mal Clubmeister und, und, und. Das Goldene Sportabzeichen mit Brillanten des ADAC war da nur eine logische Auszeichnung zum Abschluss. Mehr Rennen und noch mehr Erfolge wären möglich gewesen. Doch da war noch sein Beruf als selbständiger Handwerksmeister, der zeitlich Grenzen setzte. Das Rennen-Fahren blieb immer Hobby. Über viele Jahre war Gebe Sportleiter der Renngemeinschaft Graf Zeppelin. Aufgrund seiner Verdienste um den Club wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Mit dabei im Wohnwagen war immer seine Familie. Seine Frau notierte die Zeiten, sein Sohn ging ihm beim Schrauben zur Hand. Mehr Unterstützung war nicht. Weshalb „Gebe“ Zeller heute stolz auf seine Motorsport-Karriere zurück blicken kann, wenn er bei schönem Wetter wieder einmal seinen Austin Healey aus der Garage zieht.
Wenn „Gebe“ von seiner Kreuzfahrt zurück ist, wird er mit seinen Gramici-Freunden den 80. im kleinen Kreis nachfeiern, um dabei vermutlich gleich die nächsten Herausforderungen zu besprechen. Schließlich steht während der „Klassikwelt Bodensee“ anlässlich des 175. Geburtstags von Graf Zeppelin eine Oldtimer-Rundfahrt mit 175 der schönsten Autos bevor. Text: 4.4.2013 Siegried Großkopf